Ein Wahres
Märchen

Es waren einmal ein weiser Mann und eine Steinfee, die für die Ursachenforschung der Beziehungen zwischen Lebewesen, Mineralien, Hölzern, Pflanzen und Früchten um die Welt reisten.
Währenddessen wuchs die Liebe des Mannes und der Steinfee zu ihrem Planeten unersättlich. Daher wollten sie umso mehr ihre Dankbarkeit für das Leben auf der Erde zum Ausdruck bringen, indem sie als Bewohner ihrer Verantwortung nachgingen, diese schöne Welt zu verwalten. Sie mussten allerdings auch schmerzlich erkennen, dass viele Menschen sich gegensätzlich verhielten und, anstelle von Achtsamkeit und Respekt für ihren Geburtsort, nur Rücksichtslosigkeit an den Tag legten.

Sie kamen auf ihren Reisen an einer Höhle vorbei, die ein Affe bewohnte, von dem man sich erzählte, das er allwissend wäre und sich aus Enttäuschung über die Menschheit darin zurückgezogen hätte. Vielleicht wusste er ja ihren Kummer zu mildern.

Er saß auf einem funkelnden Malachit einem großen Bergkristall mit spiegelnder Oberfläche gegenüber, von dem er nie seinen Blick abzuwenden schien, selbst nicht, als die beiden Gefährten eintraten.

„Oh, ein Mensch. So einen habe ich ja schon lange nicht mehr gesehen“, sagte der Affe, die Augen auf die Reflexion seiner selbst geheftet.

„Wir suchen heute Rat bei dir, denn wir sind ganz und gar verzweifelt. Wir Menschen haben aus der Fruchtbarkeit des Bodens eine Landwirtschaft entwickelt, mit der wir uns heute selbst schaden. Wir haben in der Zivilisation Rechtsordnungen und Gesetze erschaffen und sind trotzdem immer wieder Streitereien und Kriegen verfallen; wir haben die Technologie revolutioniert, um Werkzeuge zur Vereinfachung des Lebens zu erlangen, denen wir inzwischen aber immer mehr zum Opfer zu fallen scheinen.“

Der Affe nickte verständnisvoll. „In euch Menschen spiegelt sich zum Einen der schöpferische Geist sowie die schöpferische Vernichtungskraft. Ihr habt aus Bequemlichkeit der Gier nach Macht, Reichtum und Konsum nachgegeben, so haben sich auch eure Werte im Leben ebenfalls verschoben. Darum liegt es an euch, diese beiden Pole ins Gleichgewicht zu bringen, um einen permanenten Prozess der Wandlung zu ermöglichen. Auch du bist, trotz deines edlen Vorhabens, geblendet, weil du täglich dieser
Misere ausgesetzt bist.“

Dann stieß der Affe einen schweren Seufzer aus und forderte den Mann auf, sich ihm zu nähern.

„Sag’, Mensch, traust du dich, aufrichtig in meinen Bergkristall zu sehen, der als Spiegel dient?“, wollte er wissen.

„Nun ja, ich bin doch blind, lieber Affe. Selbst wenn ich mich davor stellte, säh’ ich nur schwarz.“

„Ah, diese Ausrede habe ich schon oft gehört – auch von denjenigen, denen das Augenlicht nicht genommen wurde. Hast du nicht durch dein fehlendes Auge gelernt, mit dem Geiste zu sehen? Erweitere diese Dimension nun, indem du nicht alles nur in Mustern, schwarz oder weiß, siehst. Bediene dich hierbei dem Spektrum an natürlichen Farben, die nicht auf die rein optische Erfahrung begrenzt sind, denn die scheinen schier unendlich!“

„Ich will es versuchen!“ Voller Hoffnung tat der weise Mann, wie ihm aufgetragen, und erkannte letztlich, dass er durch seine Blindheit zwangsläufig einer Reihe von Entbehrungen unterworfen worden war. Aufgrund seines fehlenden Augenlichts war er nicht der oberflächlichen Schönheit zum Opfer gefallen und konnte so stattdessen die innere Schönheit der Menschen entfesseln.

Da sah er wieder die Lichter vor sich, die er schon einmal vor seinem geistigen Auge wahrgenommen hatte, doch nun waren sie noch klarer, leuchteten noch stärker. Fortan war es ihm ein Leichtes, die Kräfte der Natur mit der natürlichen Intelligenz zu verknüpfen und auch tatsächlich zu verinnerlichen.

„Nun erkenne ich deutlich die Entbehrungen, die ich ertrug und zukünftig noch ertragen werde, aber ich sehe sie nicht schwarz oder weiß, sondern in den kräftigsten Farben, denn ich weiß, dass mit dem Verzicht Gutes einhergeht. Wir Menschen sind so abhängig von unserer Vorstellung, ja nicht als Erster entbehren zu wollen, was wir uns laut der Gesellschaft so hart erarbeitet haben, dass wir nur noch blind konsumieren. Die Folge dessen ist, dass die Trennung zwischen Gut und Schlecht beinahe unmöglich geworden ist, weil sie so miteinander verflochten sind“, schlussfolgerte er.

Der Affe nickte. „Denn je ehrlicher du zu dir selbst bist, umso schneller findest du zu deinem reinen Selbst. Durch eure Hingebung habt ihr beiden in mir wieder das Vertrauen zum Menschen geweckt und so will ich mich aus dieser Höhle herauswagen und mich euch anschließen auf eurer Reise. Wenn ihr die Interessen der Natur besser verstehen wollt, so begeben wir uns am besten in den Wald zum Beschützer unseres Lebensbaums.“

Daraufhin dankten die beiden Gefährten dem allwissenden Affen herzlich, verließen die Höhle und ließen sich von ihm in den Wald hineingeleiten, wo sie am gigantischen Lebensbaum Halt machten, der mit seinen Wurzeln die Erde nährte.

Da war ein Mann, einem breiten Baumstamm ähnlich, mit einem Rauschebart aus Moos, der gerade mit einer Axt das gefällte Holz zerhackte.

„He, bist du Jener, der den Lebensbaum beschützt, von dem uns der allwissende Affe erzählte?“, fragte die Steinfee. Da nickte die große Gestalt und legte die Axt beiseite, als die drei Besucher sich ihm näherten.

„Ich diene als Vermittler zwischen Mensch und Baum. Beide Interessen sind mir gleichermaßen wichtig, denn nur dann können sie in Harmonie miteinander leben“, sagte er.

Daraufhin erzählten der weise Mann und die Steinfee ihm von ihrem Vorhaben, den Menschen mit ihren Mineralsteinen zu helfen und dass es nun einen weiteren Schritt bräuchte, um die Kommunikation zwischen Mensch und Natur wieder aufzubessern, die über die Jahre so rostig geworden sei.

Sie berichteten ihm von der Planung einer Technologie, welche das Reinheitsgebot der Natur berücksichtige, und dem Menschen dazu verhelfen sollte, sich im Prozess der Weiterentwicklung vollständig entfalten zu können.

Das gemeinsame Ziel war, eine neuartige Umgebung für einen neuen Menschen in einem neuen Lebensstandard zu entwickeln.

„Bist du, Mann des Holzes, bereit, mir bei der Umsetzung dieser Technologie zu helfen?“, fragte ihn der weise Mann schließlich. „Denn dafür brauche ich die natürliche Intelligenz, welche du mit deiner Arbeit repräsentierst.“

Der Baumhirte war kein großer Redner, stattdessen strotzte sie nur so vor Tatkraft. So nickte sie aufrichtig, nahm ihre Axt, verabschiedete sich für eine Weile vom Lebensbaum, und schloss sich den drei Gefährten an, um jenes neue Verfahren zu entwickeln, welches sie aufgrund der Einbindung der natürlichen Intelligenz in ihren Produkten „Neospaltung“ tauften, um den Bedürfnissen der Menschheit zu Gute zu kommen.

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